Während in der Schweiz ADSL auf dem Vormarsch ist und auch in den USA erst ein Bruchteil der Bevölkerung den schnellen Internetzugang nutzen kann, arbeitet die International Telecommunications Union bereits an ADSL2. Was sich bei einem Einsatz ändern würde, können Sie im folgenden Artikel lesen.Reichweite
ADSL2 hat im Gegensatz zum bisherigen ADSL eine variable Overheadgrösse, welche von 4 kbps bis zu 32 kbps reichen kann, was etwa dem heutigen Stand der Dinge entspricht. Durch einen verringerten Overhead kann, vor allem bei längeren Leitungen, die Datenrate prozentual stark erhöht werden. Bei kürzeren Leitungen macht dies zwar nicht viel aus, ist aber doch immerhin ein kleines Extra. Neben dem Overhead spielt auch ein effizienterer Codierungsalgorithmus in die gleiche Richtung.
Während dies in der Theorie schön und gut klingt, kann in der Praxis gerade mal eine Steigerung der Datenrate von gut 50 kbps erreicht werden, was doch eher mager anmutet. Auch der erhöhte Range fällt mit gerade mal 200 m nicht wirklich ins Gewicht. Trotzdem geht man davon aus, dass man mit diesem Schritt, wenigstens in den USA, die ADSL-Abdeckung im günstigsten Falle um bis zu 6% steigern kann.
Rate Adaption
Telefonkabel über welche ADSL verläuft werden meist in grösseren Bündeln mt 25 oder mehr Kabelsträngen geführt, wodurch es zwischen den einzelnen Kabeln zu elektromagnetischen Störungen kommen kann. Dieses Phänomen nennt sich Crosstalk. Dieser Crosstalk wirkt sich massiv auf die Effizienz des ADSL-Anschlusses massiv, wodurch es zu Performanceeinbussen oder, was eher wahrscheinlich ist, zu Disconnects kommen kann. Durch ADSL2 soll auch dieses Phänomen wenigstens teilweise der Vergangenheit angehören: Durch ein neues Verfahren namens seamless rate adaptation (SRA) wird die Datenrate des Anschlusses während des Betriebes variabel den Umständen (Crosstalk, Radiointerferenzen etc.) angepasst; dies dürfte für den Konsumenten besser als ein einfacher Disconnect sein, da dieser so den Zugang wenigstens weiterhin, wenn auch mit verminderter Leistung, nutzen kann.
Bonding
Das grösste Bedürfnis der heutigen Telekommunikationscarrier in Bezug auf ADSL ist die Möglichkeit von sogenannten Service Level Agreements (SLA) wie dies bereits bei anderen Mietleitungen der Fall ist. Um diese Möglichkeit zu gewährleisten, beispielsweise in Form von garantierten höheren Bandbreiten für Unternehmungen, ist es nötig, mehrere ADSL-Anschlüsse zusammenzuschliessen, eben zu bonden. Dies wird mit ADSL2 relativ einfach möglich sein: Mehrere Telefonleitungen werden gekoppelt um dadurch höhere Datenraten zu erzielen. Über zwei Leitungen sollen 20 Mbps, über drei 30 Mbps und über vier bis zu 40 Mbps über kürzere Distanzen möglich sein. Dadurch vielleicht eine mögliche Alternative zu FTTH / Ethernet auf der letzten Meile?
Kleinere Verbesserungen
Neben den grösseren Verbesserungen, welche oben bereits angetönt wurden, gibt es auch noch kleinere Updates, welche das Leben des Konsumenten, als auch des Herstellers verbessern sollen:
Verbesserte Interkompatibilität: Zwischen den einzelnen Chipherstellern soll es klarere Spezifikationen geben, was die Initialisierung und deren Performance steigern soll.
Schneller Startup: Die Initialisierung soll statt den bisherigen 10 Sekunden (oder sogar mehr) weniger als drei Sekunden in Anspruch nehmen.
Kanalisierungsmöglichkeit: Für verschiedene Applikationen, welche verschiedene Ansprüche in Bezug auf Latency, Error-Correction (...) haben, soll es in Zukunft möglich sein, den ADSL-Zugang in verschiedene Kanäle aufzuteilen.
All Digital Mode: Der Frequenzbereich, welcher bisher für die normale Telefonie verwendet wurde, kann in Zukunft nur für Daten gebraucht werden - während dann ein seperater Anschluss für das Telefon nötig ist, erhöht sich die Datenrate um 256 kbps im Upstream bereich, was vor allem für Unternehmungen von Nutzen sein könnte.
Möglichkeiten?
Während erste hybrid Geräte, welche beide ADSL-Standards unterstützen, schon im ersten Quartal des nächsten Jahres erhältlich sein sollen, ist es fraglich ob und wann die einzelnen Carrier auf den Zug aufspringen und die Vorgaben in die Wirklichkeit umsetzen. Da die Investitionskosten für neues Equipment, vor allem in einem begrenzten Markt wie in der Schweiz, vor allem bei der momentanen Misere im Telcobereich wahrscheinlich nicht gerechtfertigt sein dürften, könnte es demnach noch eine Weile dauern, bis wir (oder überhaupt irgendjemand weltweit) in den Genuss des verbesserten ADSLs kommen kann.
Quelle: Commsdesign.com [Engl.]
Na dann, tönt ziemlich interessant.
Mal schauen obs was wird
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